Nachbarn im Gespräch:

Das "zweite Leben" des Sepp Bartl

OVB vom 10.01.2010 Artikel bei OVB online
Riedering/Samerberg - 15. Mai 1994: Ein junger Mann liegt bei Söllhuben lebensgefährlich verletzt im Wald. "Mit dem Ableben ist zu rechnen", schreibt der Notarzt ins Protokoll. Der 17-jährige Zimmererlehrling, der Minuten zuvor mit dem Moped schwer verunglückt war, gewinnt zwar den Wettlauf gegen den Tod. Doch Sepp Bartl, so heißt er, liegt im Koma. Falls er daraus wieder erwachen sollte, befürchten die Ärzte, dann mit einem Gehirnschaden. Und das rechte Bein müsse total-amputiert werden.

Doch dazu kam es nicht. Bartl hat sich durchgebissen, in seinem "zweiten Leben" Höhen und Tiefen erlebt, wurde vom Todgeweihten zum Marathonläufer und schrieb zwei Bücher. Darüber spricht er am Freitag, 15. Januar, 18 Uhr, beim "Schinkensepp" in Obereck auf dem Samerberg (Nähe Aussichtskapelle). Er selbst nennt die Veranstaltung "Motivationsvortrag".

Es gibt traurige Geschichten und solche, die hoffnungsfroh stimmen. Die Geschichte von Sepp Bartl beginnt dramatisch mit einer persönlichen Katastrophe - und nimmt eine Wendung zum Guten, die Mut macht.

Mut machen und Kraft geben

Und genau darum geht es dem heute 32-Jährigen. Bartl will Leuten, die ähnlich wie er vom Schicksal getroffen wurden, "Mut machen" und "Kraft geben".

Dass Bartl heute wieder sprechen, gehen, radeln, laufen kann - nicht nur für Verwandte, Freunde und Bekannte ist es ein Wunder. Weil ihn ein Auto geblendet hatte, prallte Bartl mit seinem Moped gegen einen Baum, trug ein Schädel-Hirntrauma davon und blieb bewusstlos liegen. Zudem war im Bein eine Hauptader gerissen, das Blut floss in Strömen ins Gewebe und nach außen. Nur weil der Schwerstverletzte mit dem Kopf bergab lag, wurde sein Gehirn trotz des enormen Blutverlustes noch ausreichend mit Sauerstoff versorgt. Erst nach vier Wochen erwachte Bartl damals aus dem Koma - mit einer kompletten Sprachlähmung und einem kaputten Bein. Eineinhalb Jahre wurde er im Behandlungszentrum Vogtareuth und in Baden-Württemberg behandelt und betreut. Rückschläge wie Entzündungen am Bein und ein psychisches Tief nach der Reha-Entlassung im November 1995 hat er überwunden. Das Motto: "Nie aufhören!" Der Sport spielte dabei eine Schlüsselrolle.

Geblieben sind Konzentrations- und Sprachprobleme sowie eine Gehbehinderung. Mit einem Bildvortrag untermalt er am Freitag seine Geschichte, zudem spricht er über sein zweites Buch "Wenn du denkst, es geht nicht mehr, kommt von irgendwo ein Lichtlein her". Der Eintritt ist frei, Spenden für einen wohltätigen Zweck sind willkommen.